Erst das Debüt in der Bundesliga, dann in der Champions League - und das mit
17 Jahren: Julian Brandt hat bei Bayer Leverkusen den nächsten Schritt
in seiner Karriere gemacht. Im sport.de-Interview
spricht der Youngster über die Gründe für seinen Wechsel nach
Leverkusen, seinen rasanten Aufstieg und sein Idol Marco Reus.
Herr Brandt, obwohl es für Bayer momentan nicht rund läuft, dürften
Sie mit Blick auf die letzten Wochen ganz zufrieden sein. Vier
Kurzeinsätze in der Bundesliga, dazu sogar schon Luft in der Champions
League geschnuppert. Wie zufrieden
sind Sie mit Ihrer persönlichen Entwicklung?
Ich bin sehr zufrieden. Zu diesem Zeitpunkt schon so regelmäßig bei den
Profis dabei zu sein - damit habe ich nicht unbedingt gerechnet. Ich
genieße die Zeit und versuche, davon zu profitieren. Meiner Entwicklung
kann das nur gut tun.
Wie belastend ist es für Sie als junger Spieler, wenn die Ergebnisse nicht stimmen?
Egal ob jung oder erfahren - kein Spieler mag es, wenn die Ergebnisse
nicht stimmen. Ich versuche, mich im Training und im Spiel voll
reinzuhängen und meinen Teil dazu beizutragen, dass sich das wieder
ändert.
Sportlich sind Sie angekommen, wie sieht es privat aus? Haben Sie eine Wohnung in Leverkusen gefunden oder wohnen Sie noch im Hotel?
Nein, ich habe inzwischen meine eigenen vier Wände.
Wie schwer fällt es, dass die alten Kumpels nicht mehr in Reichweite sind?
Natürlich vermisst man ab und zu den persönlichen Kontakt zu seinen
Freunden. Aber wir leben im 21. Jahrhundert. Da kann man schon ganz gut
Kontakt halten. Darüber hinaus mache ich auch viel mit meinen
Mannschaftskameraden. Das passt alles.
Und mit Spielern wie Simon Rolfes oder Stefan Kießling haben Sie auch
gestandene Profis an Ihrer Seite. Inwieweit können Sie von den
Erfahrungen der Etablierten profitieren?
Es ist fantastisch, mit solchen Leuten zu trainieren und auch zu
spielen. Sie haben immer ein offenes Ohr, geben mir Tipps. Wir haben
viele Nationalspieler aus den unterschiedlichsten Ländern. Deren
Erfahrungen sind für einen jungen Spieler wie mich viel wert.
Angeblich waren unter anderem auch Borussia Dortmund, der FC Bayern
und der FC Chelsea an Ihnen dran. Warum haben Sie sich für Leverkusen
entschieden?
Viele sehr junge Spieler haben sich in Leverkusen extrem gut weiter
entwickelt. Hier bekommt man die Chance, die man bei anderen Vereinen so früh vielleicht nicht bekommt. Das Konzept in Leverkusen hat mich überzeugt. Das ist ein Top-Verein. Der erste Kontakt war super. Und als ich mir hier alles angeschaut habe, da hat einfach alles gestimmt.
Dank an Wolfsburg und den DFB Rudi
Völler bezeichnete Sie nach Ihrer Verpflichtung als "einer der
talentiertesten Nachwuchsspieler im deutschen Fußball". Belasten solche
Aussagen oder ist es ein zusätzlicher Ansporn?
Es spornt mich natürlich an. Ich laufe nicht über den Platz und denke an
Druck, der auf mir lasten könnte. Ich will Spaß haben, ich will Fußball
spielen. Und ich habe noch viel Zeit. Natürlich will ich etwas
erreichen. Aber ich sehe die Dinge ganz locker.
Sami Hyypiä lobt vor allem Ihre Schnelligkeit und Technik. Wo liegen sonst noch Ihre Stärken?
Ganz ehrlich: Ich mag mich nicht hierhin stellen und über meine
möglichen Stärken reden. Das sollen andere machen, wenn sie es wollen
oder müssen.
Und in welchem Bereich ist noch Luft nach oben?
In allen Bereichen. Ich bin 17 Jahre alt…
Sie haben sich von Ihrer Spielweise selbst mal mit Marco Reus verglichen - ein Vorbild für Sie?
Marco Reus ist für mich ein Vorzeigespieler. Ich schaue ihn mir sehr
gerne an, aber vergleichen möchte ich mich nicht mit ihm. Wir spielen
halt auf der gleichen Position. Er ist einfach ein sehr guter Spieler -
ja, deshalb kann ich ihn mir durchaus auch als Vorbild vorstellen.
Wenn man sich Ihren Werdegang anschaut, ist es schon ein bisschen
überraschend, dass Sie mit 17 Jahren in der Bundesliga spielen: Bis zu
Ihrem 14. Lebensjahr kickten Sie noch für den Bremer Vorortverein FC
Oberneuland. Wie erklären Sie sich Ihre rasante Entwicklung?
Ich bin mit 15 Jahren nach Wolfsburg gegangen. Wir hatten dort
Spitzenmannschaften, mit tollen Trainern und Verantwortlichen. Ich bin
dem Verein wirklich sehr dankbar. Dass es so schnell gehen würde mit meiner Entwicklung, hätte ich selbst nicht gedacht.
Welche Rolle hat der DFB in den letzten Jahren gespielt?
Eine sehr große Rolle. Eine wichtige Erfahrung war die U17-EM 2012.
Derartige Turniere bringen einen voran, es gibt wichtige Spiele, in
denen man viel lernt. Und es ist immer etwas Besonderes, für die
Nationalmannschaft zu spielen.
Im Vergleich zu einigen Ihrer Kollegen in der U19 haben Sie schon in
der Bundesliga gespielt. Verstehen Sie sich in der Nationalmannschaft
als Führungsspieler?
Ich bin ein Jahr jünger als die meisten, von daher sehe ich mich nicht
als Führungsspieler. Wenn allerdings Fragen kommen zur Bundesliga, dann
erzähle ich den anderen gerne davon.
In einer paar Monaten wartet mit der U19-EM in Ungarn schon das nächste Highlight. Wie lauten die Ziele für das Turnier?
Zuerst einmal konzentriere ich mich auf die Ziele von Bayer 04
Leverkusen und versuche, hier mein Bestes zu geben. Danach geht es
darum, mit der U19 die Eliterunde in Spanien zu gewinnen, um uns für die
EM in Ungarn zu qualifizieren. Das ist kein Selbstläufer, sondern die
nächste große Herausforderung. Diesen Schritt sollten wir machen, bevor
wir uns mit dem nächsten beschäftigen.
Quelle:RTL.de