Herrlich möchte Siegermentalität wie beim Rekordmeister
Am Mittwoch bat Heiko Herrlich Leverkusens Profis nach den Leistungstests am Montag und Dienstag zum ersten Mal in dieser Vorbereitung auf den Platz. Danach legte der neue Werkself-Trainer seine Standpunkte zum Thema Neuzugänge, dem Abgang von Hakan Calhanoglu, zur Siegermentalität und seine Herangehensweise an den schwierigen Ligaauftakt bei Bayern München dar. Heiko Herrlich sprach über...
...die erste Einheit auf dem Platz: Der eine oder andere hat ein bisschen müde gewirkt durch die Strapazen der ersten beiden Tage. Ich habe einen guten Eindruck. Lars Bender und Kevin Volland haben wir ein bisschen geschont, weil sie Probleme hatten. Sie hätten zwar die Freigabe (von den Ärzten, Anm. d. Red.) bekommen, aber warum sollen wir da jetzt ein Risiko eingehen? Wir werden die Leute Schritt für Schritt heranführen.
...den schwierigen Bundesligaauftakt bei Bayern München: Nicht wir müssen denken, Scheiße, dass wir als Erste in der Allianz-Arena gegen die Bayern spielen müssen, sondern wir müssen uns so vorbereiten und da hinkommen, dass wir sagen können: Scheiße für die Bayern, dass die gegen uns spielen müssen. Da müssen wir die Haltung verändern.
...seine Wünsche bei Zugängen: Wir haben natürlich über den Kader gesprochen, was ideal wäre. Aber die Mannschaft hat vor einem Jahr eine sehr gute Saison gespielt, ist Dritter geworden. Da wurde der Kader für die Champions League auch in der Breite verstärkt. Diese Saison hast du nicht diese Englischen Wochen und musst nicht so rotieren. Wir arbeiten erstmal mit dem Kader, den wir zur Verfügung haben.
...den Abgang von Hakan Calhanoglu zum AC Mailand: Er war ein sehr guter Spieler hier, der seine Leistung gebracht hat. Wenn ein Spieler ein Angebot wahrnehmen möchte, ist es für den Verein eine wirtschaftliche Frage und eine der Kaderzusammenstellung, ob man dem Wunsch entgegenkommt. Für mich ist ganz wichtig, dass man eine Mannschaft hat, die sich absolut mit der Sache identifiziert. Hakan wollte einen anderen Weg gehen. Ich wünsche ihm alles Gute.
...den möglichen Abgang von Kevin Kampl, an dem unter anderem ein chinesischer Klub interessiert ist: Solange Kevin hier ist, ist er Bestandteil dieser Mannschaft. Und solange mache ich mir keine Gedanken und gehe auch davon aus, dass er bleibt. Alles andere muss man Rudi Völler oder Jonas Boldt fragen.
..seine Ansprüche an die Profis: Es gibt zwei Dinge, an denen ich meine Spieler messe. Erstens daran, dass sie Teamplayer sind. Zweitens an ihrer Siegermentalität. Bayern München hat da kein Patent darauf, jedes Spiel, jedes Trainingsspiel, jedes Testspiel gewinnen wollen.
...den Wiedergutmachungswillen, den Julian Brandt zuletzt äußerte: Das ist eine super Einstellung, aber ich glaube, die hat er hier nicht exklusiv. Die Gespräche in den letzten Tagen haben gezeigt, dass das bei vielen Spielern der Fall ist. Dass sie zeigen wollen: Wir können es besser. Die Betonung liegt auf wir.
...den verbesserungswürdigen Teamgeist: Es gibt genügend Beispiel dafür, dass die vermeintlich schlechteren Einzelspieler Unglaubliches schaffen. Das hat jetzt die deutsche U 21 geschafft, deren besten acht oder neun Spieler beim Confed Cup waren. Und diese wiederum wussten, dass sie sich dort gegenseitig helfen mussten. Der Teamgedanken ist einfach die Basis. Ein schönes Beispiel ist auch die Eishockey-Mannschaft der USA in Lake Placid 1980, die mit einer Studentenmannschaft die die über Jahre übermächtigen Russen geschlagen haben und Olympiasieger geworden sind. Der Trainer hat nicht die Besten ausgesucht, sondern die Richtigen. Ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen, die Erfolg hatte und bei der die Spieler gesagt haben: Eigentlich konnten wir uns überhaupt nicht leiden, und es macht auch keinen Spaß zusammen zu spielen.
Quelle: http://www.kicker.de