Mit einem blauen Auge davon gekommen: 3:2 Sieg beim FC Thun!
Uff, das war knapp. Nur dank einer eklatanten Leistungssteigerung und vor allem starken 15 Minuten in der zweiten Halbzeit dreht GC ein 0:1 in ein 3:2! Das war stark, Hoppers!
Wie kommen die Grasshoppers zum ersten Mal mit der Rolle des Tabellenführers zurecht? Das Auswärtsspiel beim FC Thun wird für den GC zur ersten Bewährungsprobe als Gejagter. Dann ist da noch die ungewohnte Kunstrasenunterlage. Obwohl die Heugümper im GC/Campus die Trainings vor der Partie auf Kunstrasen durchgeführt haben, zeigen die Hoppers zu Beginn der Partie in Thun einige Anpassungsschwierigkeiten.
Noch ist keine Minute gespielt, da hat Marco Schneuwly die erste Chance des Spiels. Zum Glück zielt der Thuner Stürmer aber am GC-Tor vorbei.
Die Berner Oberländer erzeugen in den ersten zehn Minuten enormen Druck und stellen die Hoppers vor Probleme. Dann aber gelingt den Heugümpern ein erster guter Angriff. Izet Hajrovic dribbelt sich gekonnt durch die gegnerische Platzhälfte und hätte knapp ausserhalb des Strafraums die Möglichkeit zum Schuss. Gut gemeint, versucht er noch den Pass in die Tiefe auf Nassim Ben Khalifa zu spielen. NBK geht aber nicht auf diese Idee ein und so verliert sich der Ball.
Die Grasshoppers müssen ohne den verletzten Stéphane Grichting auskommen. Michael Lang ersetzt ihn in der Innenverteidigung an der Seite von Milan Vilotic. Als rechter Aussenverteidiger kommt Taulant Xhaka zum Einsatz und im zentralen Mittefeld spielt Toko von Beginn an. Grichting übrigens begleitet das Team nach Thun und demonstriert einmal mehr grosse Professionalität.
In der Arena Thun herrscht eine tolle Stimmung – Aber nur wegen den GC-Fans! Die Hopper-Fans füllen den Gästeblock fast bis auf den letzten Platz und sorgen von Beginn an für eine „gewaltige“ Stimmung. Die Thuner Anhänger sind ab der Ambiance im GC-Block offensichtlich so beeindruckt, dass sie ihre Mannschaft, statt zu unterstützten, jeweils nur bewundernd zur Hoppers-Kurve rüber schauen und fasziniert die frenetische und stimmgewaltige Unterstützung der Blauweissen andächtig verfolgen. Einziger Wehrmutstropfen: Das abgefackelte Feuerwerk kostet den Grasshopper Club Zürich viel Geld. Geld, dass die Hoppers eigentlich gerne anders ausgegeben hätten.
Unser Team bekommt das Match immer besser unter Kontrolle und doch gehört die nächste Chance den Roten. Renato Steffen kommt halblinks im GC-Strafraum mit dem Spann zum Abschluss. Michael Lang allerdings steht goldrichtig und kann den Schuss knapp vor der Linie abblocken.
Was für eine Möglichkeit dann in der nächsten Szene für die Hoppers! Toko wird mit einem Pass aus dem Mittelfeld heraus angespielt und da steht Toko plötzlich alleine im Thuner Strafraum! Statt zu schiessen, entscheidet er sich, den mitlaufenden Izet Hajrovic zu bedienen. Sein Kopfball geht leider übers Tor. Wie der GC diese Chance auslässt, ist fahrlässig und rächt sich prompt. Nach 30 Minuten wird Renato Steffen auf der linken Seite angespielt. Steffen nützt die Freiheit, die man ihm gewährt und bezwingt GC-Goalie Roman Bürki mit einer Direktabnahme, halbhoch in die linke Torecke. Damit endet Bürkis Ungeschlagenheit nach genau 660 Minuten.
Die Partie wiegt nun hin und her. Den Grasshoppers bietet sich unmittelbar nach dem Rückstand die Möglichkeit auf den Ausgleich. Hajrovic lässt an der Strafraumgrenze geschickt einen Pass für Nassim Ben Khalifa durch, so dass NBK aufs Thuner Tor ziehen kann. FCT-Goalie Guillaume Faivre erkennt aber die anbahnende Gefahr und kommt rechtzeitig aus seinem Tor. Ben Khalifa bleibt mit seinem Abschluss an Faivres Oberschenkel hängen. Die letzte Gelegenheit vor der Pause hat dann noch Marco Schneuwly, zum Glück aber verpasst er das zweite Thuner Tor.
Der „nur“ 0:1-Rückstand ist das Positivste am Auftritt des GC in der ersten Halbzeit. Die Heugümper nehmen in den ersten 45 Minuten die Zweikämpfe nicht richtig an und sterben viel zu fest in Schönspielerei. Bei manchen verlorenen Aktionen bleiben die Zürcher nur stehen, verwerfen die Hände und fluchen. Cheftrainer Uli Forte flucht in der Pausenansprache auch. Und dies nicht leise. Forte setzt zum Donnerwetter an. Der Materialkoffer und zwei Garderobenkastentüren müssen dran glauben und bekommen gezielte Tritte und Hiebe ab. In erster Linie aber findet Uli Forte genau die richtigen Worte und trifft die richtigen Massnahmen. Es ist der Weckruf für ein verwandeltes GC in der zweiten Hälfte. Vom Anpfiff an powern die Hoppers und attackieren die Berner Oberländer frühzeitig. Die umgestellte Taktik zeigt Wirkung, GC gelingt schon nach vier Minuten der Ausgleich! Steven Zuber schiebt in die rechte untere Ecke ein – 1:1!
Wow! Unsere Hopper sind da! Sie rennen und kämpfen, sie kämpfen und rennen, sie rennen und kämpfen – unaufhörlich und kompromisslos!
Gegen diese blauweisse Wucht ist Thun machtlos. Der GC dreht vollends auf und dreht die Partie in einer Art, die einfach beeindruckend ist. Sechs Minuten nach dem Ausgleich bringt Izet Hajrovic einen scharfen Freistossball aus dem Halbfeld in den Strafraum und Nassim Ben Khalifa verlängert die Kugell noch entscheidend ins lange Eck. 2:1 GC!
Die Thuner sind in dieser Phase des Matches überfordert und wissen kaum, was mit ihnen geschieht. 59. Minute: Daniel Pavlovic mit einer flachen Hereingabe, welche Izet Hajrovic herrlich für Toko ablegt und dieser trifft absolut abgebrüht. Innert neun Minuten machen die Grasshoppers aus einem 0:1 ein 3:1!
Der beruhigende Zweitorevorsprung ist aber schnell dahin. Daniel Pavlovic‘ Querschläger landet in den Füssen von Marco Schneuwly und dieser erwischt Roman Bürki mit einem platzierten Flachschuss. Thun verkürzt auf 2:3 und wittert wieder seine Chance auf Punkte. Trainer Bernard Challandes bringt mit Nelson Ferreira weiteren Offensivpower. Und dieser powert nun mit seinen Mannschaftskollegen im wahrsten Sinn des Wortes. Die Heugümper geraten bei mehreren Aktionen unter Druck, haben aber mit Roman Bürki den sicheren Rückhalt im Tor.
Zwölf Minuten vor dem Ende hat Nassim Ben Khalifa Feierabend. Shkelzen Gashi kommt für ihn ins Spiel und hat nach wenigen Sekunden das vierte GC-Tor auf dem Fuss. Thuns Stipe Matic zögert und Gashi schiebt die Kugel nur um Zentimeter am Tor vorbei. Die Partie ist nun komplett offen, alles ist möglich. Fällt noch der Ausgleich, schaffen die Hoppers mit einem weiteren Tor die Siegsicherung oder rettet unser Team den Vorsprung über die Zeit?
Gott sei Dank bleibt’s beim 3:2 für unsere Hoppers! GC schafft den achten Sieg in Serie und bleibt an der Tabellenspitze. 15 wirklich starke Minuten reichen den Heugümpern um das Spiel beim FC Thun zu kehren. Die legere Spielweise, vor allem in der ersten Halbzeit soll den Hoppers aber auch Warnung sein für die Zukunft. Hätten die Berner Oberländer nicht „Blackouts“ in der Abwehr gehabt, wären die Grasshoppers ohne Punkte nach Hause gereist. Wie aber die Hoppers den Kopf aus der Schlinge ziehen konnten, war beeindruckend. Dieses Team hat grossen Charakter und verdient ein dickes Lob.
Auf Grund der WM-Qualifikationsspiele der Schweizer Nationalmannschaft gegen Norwegen und Island ruht der nationale Meisterschaftsbetrieb am kommenden Wochenende. In der nächsten Runde der Raffeisen Super League empfängt der Grasshopper Club Zürich am übernächsten Sonntag um 16 Uhr den BSC Young Boys. (afe)
Thun - Grasshoppers 2:3 (1:0)
Arena Thun. - 5127 Zuschauer. - SR Erlachner. - Tore: 30. Steffen (Hediger) 1:0. 50. Zuber (Ben Khalifa) 1:1. 56. Ben Khalifa (Hajrovic) 1:2. 58. Toko (Hajrovic) 1:3. 64. Marco Schneuwly 2:3.
Thun: Faivre; Lüthi, Reinmann, Ghezal (46. Ghezal), Schirinzi; Demiri, Hediger; Ngamukol, Salamand (64. Ferreira), Steffen (79. Wittwer); Marco Schneuwly.
Grasshoppers: Bürki; Xhaka, Lang, Vilotic, Pavlovic; Salatic; Hajrovic (82. Frank Feltscher), Toko, Abrashi, Zuber (93. Mustafi); Ben Khalifa (77. Gashi).
Bemerkungen: Thun ohne Schindelholz, Zuffi, Bigler (alle verletzt) und Cassio (U21 nach Verletzungen), GC ohne Grichting, Coulibaly (beide verletzt), Hossmann und Adili (beide rekonvaleszent). 2. Pfostenschuss Marco Schneuwly. Verwarnung: 72. Marco Schneuwly (Foul).