VfR Aalen

  • Dem VfR Aalen gelang in der vergangenen Saison der Aufstieg in die zweite Bundesliga. Stadionwelt sprach mit der Crew Eleven, den Ultras des VfR Aalen, über den Verein, die Fanszene und die Erwartungen an die erste Saison in der Zweitklassigkeit.


    Stadionwelt: Der VfR Aalen ist für viele ein eher unbeschriebenes Blatt. Wie würdet Ihr Euren Verein und Eure Fanszene vorstellen?
    Crew Eleven: Der Verein für Rasenspiele Aalen e.V. wurde am 8. März 1921 gegründet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang 1939 der Aufstieg in die Gauliga Württemberg, welche damals die höchste Spielklasse war. Dort hielt man sich einige Jahre erfolgreich, bis es eine Neustrukturierung nach dem Krieg gab, in welcher unser Verein nicht mehr berücksichtigt wurde. In den folgenden Jahren spielte man meist in den oberen Amateurligen und brachte in den goldenen Siebzigern Spieler wie Erwin Hadewicz, Helmut Dietterle oder den wohl bekanntesten Dieter Hoeneß hervor. Einige Male scheiterte man in den Aufstiegsrunden nur knapp am Tor zur zweiten Liga. Die kommenden Jahre waren geprägt von einem ständigen Auf und Ab. Anfang der 90er etablierte man sich in der Oberliga Baden-Württemberg, die man im Jahr 1999 als Aufsteiger in die Regionalliga wieder verließ. Dort konnte man sich etablieren und strebte schon bald den Aufstieg in die zweite Liga an. Namhafte Trainer wie Willi Entenmann, Frank Wormuth oder Jürgen Kohler versuchten ihr Glück auf der Ostalb. Letzterer vollbrachte dann das Kunststück, mit dem teuersten Etat der neugegründeten 3. Liga nicht auf - sondern abzusteigen. Umgehend gelang allerdings der Wiederaufstieg und zwei Jahre später der völlig überraschende Aufstieg in die 2. Bundesliga. Anfang des neuen Jahrtausends schwappte die Faszination Ultra auch in den hiesigen Rohrwang, jedoch fehlte allen Versuchen die nötige Konstanz und keine Gruppe konnte sich über einen längeren Zeitraum als drei Jahre etablieren. Im Jahr 2009 gründete sich die Crew Eleven Aalen, welche sich als Ultragruppierung versteht und leider als aktive Gruppe, mit Ausnahme der schwarz-weißen Kameraden, welche jedoch eher älteren Semesters sind, alleine steht.

    Stadionwelt: In der vergangenen Saison gelang der Aufstieg in die zweite Bundesliga. Was waren die emotionalsten Momente der abgelaufenen Spielzeit?
    Crew Eleven: Sicherlich kann man hier drei Eckpunkte ganz klar hervorheben. Der erste war das Heimspiel gegen den FC Heidenheim, in dessen Vorfeld wir mit 150 Leuten beim Marsch zum Stadion in der Innenstadt Opfer eines völlig maßlosen und überzogenen Polizeieinsatzes wurden. Dieser hatte zur Folge, dass der gesamte Mob erst zur zehnten Minute im Stadion einlief. Jedoch erfuhr man in dieser Situation eine Solidarität, die man bisher nicht kannte. Erst verließen die anderen Supporter den heimischen O-Block um mit uns gemeinsam im Stadion einzulaufen, zum andern geschah dieser Einlauf unter Applaus der restlichen Zuschauer. Das war schon ein enorm geiles Gefühl, denn bis dato hatte die Fanszene keinen guten Stand beim restlichen Publikum.
    Des Weiteren muss ganz klar auf den Rückrundenauftakt eingegangen werden. In der Winterpause verabschiedete sich der Geschäftsführer Guido Walter, nicht ohne uns den lang ersehnten Traum einer Hintertortribüne zu realisieren.
    Dementsprechend motiviert ging man in die Rückrunde, wobei das raue Klima auf der Ostalb diesem Vorhaben wieder mal einen Strich durch die Rechnung machen wollte. Dass dies nicht gelang können wir einzig und allein auf unsere Fahne schreiben, denn wie so oft war der tatkräftige Einsatz der Fanszene in Form von Schneeschippen nötig. Gegen Regensburg wurde die ganze Nacht vor dem Spiel durchgeschippt. Während Bundesweit sämtliche Drittligaspiele abgesagt werden mussten, konnte bei uns in Aalen jedes Heimspiel termingerecht durchgeführt werden. Die Mannschaft dankte dies mit acht Siegen in Folgen zum Auftakt der Rückrunde.
    Der letzte, und für alle Leser wohl ersichtlich wichtigste Spieltag, war das Auswärtsspiel in Stuttgart, bei welchem der Aufstieg in Liga zwei besiegelt werden konnte. Dieses Spiel mit all seinen Emotionen, die Aufstiegsfeier mit mehreren Tausend Aalenern am Rathaus oder das gemeinsame Feiern mit den Spielern bis zum nächsten Morgen wird für alle Zeit unvergessen bleiben und ist wohl unbeschreiblich.

    Stadionwelt: Hand aufs Herz. Ist die zweite Bundesliga eine Liga zu hoch für den VfR und welche Erwartungen habt Ihr an die zweithöchste Spielklasse?
    Crew Eleven: Sportlich gesehen wurde in der Sommerpause einiges getan um die Konkurrenzfähigkeit zu gewährleisten. Mit Ralph Hasenhüttl als Trainer haben wir einen Mann, der hier das Vertrauen von allen genießt und wir sind fest davon überzeugt, dass das erklärte Saisonziel Klassenerhalt durchaus realistisch ist.
    In Fanbelangen ist diese Liga sicherlich eine Beweisprobe für unsere noch junge Szene. Man muss klar eingestehen, dass der Aufstieg für uns noch zu früh kam, aber es ist für jeden eine neue Erfahrung und wird deshalb auch voller Optimismus angepackt. Die Umstellung auf die deutlich schwerer zu realisierenden Anstoßzeiten ist natürlich eine höhere Belastung, des Weiteren hat man definitiv nicht die Masse um mit einer Kurve bestehend aus einigen tausend Menschen zu konkurrieren, so blauäugig sind hier die Wenigsten. Nichtsdestotrotz wird die zweite Liga mit all ihren verschiedenen Facetten von uns gerne angenommen und es wird sich zeigen, wo die Aalener Szene in ihrer Entwicklung steht.

    Stadionwelt: Gibt es Spiele auf die Ihr Euch besonders freut?
    Crew Eleven: Natürlich gibt es Spiele, die einen in dieser Liga besonders interessieren. Anstatt Unterhaching oder Wiesbaden fährt man nun eben nach Köln, Kaiserslautern oder ins Berliner Olympiastadion. Solchen Gegnern auf dem Feld und auf den Rängen gegenüber zu stehen ist natürlich für einen erstmaligen Zweitligisten ein absolutes Highlight und dadurch herrscht eben im Bezug auf diese Gegner eine entsprechende Euphorie. Wobei man sich auf jedes Spiel freut, bei dem man Zeit mit seiner Gruppe verbringen kann und seinen Verein spielen sieht, da ist der Gegner sekundär.

    Stadionwelt: Wie hat sich die Aalener Fanszene in den letzten Jahren entwickelt und welche Position nahm und nimmt dabei Eure Gruppe ein?
    Crew Eleven: Die Aalener Fanszene hat sich seit einer wahren SV-Flut vor drei Jahren stetig verbessert, die Crew Eleven wurde ins Leben gerufen um die letzten Aktiven zu bündeln um damit einer kompletten Zerstreuung der spärlichen Szene entgegen zu wirken. In den nachfolgenden Jahren konnte immer mehr neue Mitglieder an die Gruppe gebunden werden und es entstand ein Umfeld, welches sich auch mit den Idealen unserer Gruppe identifizieren konnte. Der Standort Block-O konnte sich etablieren, war jedoch aufgrund der teuren Sitzplatzpreise für Jugendliche kaum erschwinglich. Der größte Sprung konnte durch die neue Stahlrohrtribüne hinter dem Tor erreicht werden, es war schon geil wenn einige hundert Leute beim Support mal mitzogen, vor allem wenn man bedenkt, dass vor drei Jahren noch circa 40 Leute bei Heimspielen supportet haben. Diesen Erfolg muss man zu einem großen Anteil unserer guten Arbeit anrechnen, die Crew Eleven ist omnipräsent in den Köpfen der Jugendlichen, die Faszination unserer Aktionen und der Ultrasbewegung, sowie der sportliche Werdegang unseres Vereins trugen hier den größten Anteil für diese Entwicklung der Szene. Aus dieser ziehen wir die Bestätigung für unsere Arbeit, denn so schlecht kann sie ja wohl nicht sein.

    Stadionwelt: Bestehen Eurerseits Freundschaften zu Fans anderer Vereine und wer ist im Umkehrschluss nicht gerne in Aalen gesehen?
    Crew Eleven: Eine Freundschaft besteht seit einigen Jahren zur Hardtwaldfront Sandhausen, sowie zu weiten Teilen der restlichen Sandhäuser Szene. Des Weiteren gibt es noch den ein oder anderen Kontakt zu anderen Gruppen, die jedoch nur von Einzelpersonen getragen werden. Grundsätzlich steht man den meisten Gegnern neutral gegenüber. Natürlich haben Duelle mit einer gewissen geografischen Nähe eine erhöhte Brisanz, so wie zum Beispiel gegen FC Heidenheim oder die Stuttgarter Kickers.

    Stadionwelt: Welche Fanszenen konnten in der vergangenen Saison einen guten Eindruck im Rohrwang hinterlassen und wie betrachtet ihr die generelle Entwicklung der Fankultur, auch in Bezug auf die aktuelle Gewaltdebatte?
    Crew Eleven: Die einzige Szene die im Aalener Rohrwang einen wirklich starken Eindruck hinterlassen hat, waren die Anhänger aus Chemnitz, die mit einem vollen Gästeblock und einer guten Lautstärke überzeugen konnten. Wir sehen in den momentanen Debatten zur Gewalt primär Politiker, die mit vor Polemik strotzenden Aussagen ihre Stärke beweisen wollen, die Lösungsvorschläge für diese neue Spirale der Gewalt sind hierbei absolut hanebüchen.
    Ebenso, die meist einseitige Berichterstattung der Medien, aber auch Gruppen, die scheinbar vom ursprünglichen Weg abgekommen sind und sich mit ihrer Geilheit auf Konflikte und Auseinandersetzungen selbst an den Abgrund getrieben und die Subkultur Ultra allgemein ins Abseits katapultiert haben. Wir halten es für kontraproduktiv, wenn man sich verschließt und den Dialog verweigert. Natürlich sind überall die Rahmenbedingungen anders und wir wollen das auch nicht im Einzelnen beurteilen, das muss jede Gruppe für sich selbst entscheiden. Wir können nur für uns sprechen und wir können ganz klar sagen, dass wir durch den Dialog hier in Aalen Rahmenbedingungen geschaffen haben, mit denen wir derzeit sehr zufrieden sind und wo man vertrauensvoll miteinander umgehen kann. (Stadionwelt, 31.07.2012)

  • Der VfR Aalen hat bekannt gegeben, dass er auch in der kommenden Saison seine Heimspiele in der 13.251 Zuschauer fassenden SCHOLZ ARENA austragen darf. Genehmigt wurde die Regelung durch die DFL. Normalerweise beträgt die Mindestkapazität 15.000 Zuschauer.


    Nachdem sich der Verein gemeinsam mit der Stadt bei der DFL beschwert hatte, akzeptierte der Ligaverband nun, dass die Württemberger auch weiterhin die reguläre Vorgabe für die 2. Bundesliga unterschreiten. (Stadionwelt, 06.05.2013)

  • Die Mannschaft des VfR Aalen hat sich mit einem Offenen Brief an die Fans des Zweitligisten gewendet. Zum einen bedanken sich die Spieler für die Unterstützung bei Heim- und Auswärtsspielen in der aktuellen Saison, zum anderen bitten die Spieler um finanzielle Unterstützung durch die Fans.
    Stadionwelt dokumentiert den Offenen Brief der Mannschaft


    Liebe Fans,
    wir alle beim VfR Aalen erleben derzeit eine nicht ganz einfache Situation, deshalb möchten wir uns heute als Mannschaft mit diesem Brief an Euch wenden.


    Sportlich haben wir uns für ein weiteres Jahr in der 2. Liga qualifiziert - auch dank der großartigen Unterstützung unseres 12. Mannes, den wir an jedem einzelnen der bisherigen 32 Spieltage hinter uns wussten. An dieser Stelle möchten wir uns dafür ganz herzlich bei Euch bedanken! Ob in Berlin, in Paderborn oder alle zwei Wochen in der Scholz Arena - stets gilt das Motto: Ihr für uns, wir für Euch! Und am allerwichtigsten: Gemeinsam für Schwarz-Weiß! Wir als Team haben die ganze Saison über alles gegeben für unsere Fans und die Freunde des VfR Aalen - jetzt brauchen wir EUCH! Denn wir wollen nach der Sommerpause alle gerne wiederkommen und die Elf bleiben, die jede Woche auf dem Rasen die Farben des VfR Aalen vertritt!
    Nur gemeinsam können wir die Situation stemmen, die dem Verein derzeit die wohl größte Herausforderung bereitet: Bis zum 23. Mai müssen die Auflagen der DFL erfüllt sein, damit wir auch wirtschaftlich für die zweite deutsche Spielklasse qualifiziert sind. Und genau dafür brauchen wir JEDEN EINZELNEN VON EUCH! Kauft Unterstützerbausteine, die es zu 50 Euro, 100 Euro oder 250 Euro gibt, und leistet so Euren Beitrag, damit wir auch über den 30.6. hinaus jedes Wochenende viele tolle Momente erleben dürfen. Entscheidet Euch JETZT für einen Baustein, es bleibt nicht mehr viel Zeit!


    Die Mannschaft bedankt sich außerdem bei allen Partnern und Sponsoren, die den VfR seit Jahren aber auch besonders in der aktuellen Situation unterstützen. Bitte lasst uns jetzt nicht im Stich!


    Immer weiter nach vorn!


    Die Mannschaft des VfR Aalen


    Quelle: http://www.stadionwelt.de

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